… hat die Qual. Heute vor 23 Jahren, am 6. Mai 1984, stand ich vor der Wahl, und zwar meiner ersten. Wenige Tage zuvor war ich 18 Jahre alt geworden und somit wahlberechtigt. An jenem Sonntag fanden in der DDR Kommunalwahlen statt, doch wirklich wählen konnte man nicht. Es gab einen Zettel, auf dem allen Kandidaten standen, den man einfach zusammenfalten und in die Wahlurne stecken mußte.
Gut, man hätte der Wahl fernbleiben können, denn es gab keine festgeschriebene Wahlpflicht, wie in einigen anderen Ländern, oder man hätte theoretisch sogar gegen den Wahlvorschlag stimmen können. Dazu hätte man alle auf der Liste stehenden Namen einzeln durchstreichen müssen. Einige, einzelne Streichungen oder ein pauschales, großes Kreuz über den ganzen Zettel führten zu einer ungültigen Stimme. Aber es gab nur sehr wenige, die das wirklich taten. Zumindest dem offiziell verkündeten Wahlergebnis (99,35 % oder so) nach, wieviele es wirklich waren, wird man wohl nicht mehr in Erfahrung bringen können.
Ich war damals übrigens der jüngste Wähler in meinem Wahlkreis, was mir einen Blumenstrauß einbrachte. Und das sogar, obwohl ich erst relativ spät, es muß am frühen Nachmittag gewesen sein, zur Wahl erschienen war. Im Eimer befand sich nur noch ein einsamer Strauß. Ich weiß allerdings nicht, wer noch alles Blumen bekommen hatte, eventuell ja der älteste Wähler, oder auch der erst früh morgens gleich um sieben Uhr, vielleicht auch der größte und kleinste, oder der schönste. Keine Ahnung. Bei den Blumen hatte ich zumindest auch keine Wahl.