Wer lesen kann, ist klar im Vorteil

Der Spruch ist ja mittlerweile schon zu einer Art Binsenweisheit geworden, aber er bestätigt sich halt immer wieder aufs Neue. Wobei ja auch nicht nur das Lesen an sich gemeint ist, sondern insbesondere auch das vollständige und aufmerksame Lesen.

Nun fahre ich ja gelegentlich mit der Bahn und hatte bisher auch keine größeren Probleme, den Fahrplan zu lesen. Dachte ich zumindest. Da ich vorgestern mal eben berufsbedingt nach Berlin mußte, morgens hin, abens zurück, hatte ich mir im Vorfeld auch wieder den kleinen, praktischen Streckenfahrplan RE 4 besorgt, da stehen alle relevanten Verbindungen übersichtlich und kompakt drin. Ein kurzer Blick in selbigen bestätigte mir dann auch, daß ich wie schön öfter, wieder mit dem letzten Zug um 20:22 Uhr fahren kann. Umsteigen in Ludwigslust mit einer guten halben Stunde Aufenthalt, aber ok, immerhin bin ich dann kurz nach halb elf zu Hause.

FahrplanSo fuhr ich guter Dinge nach unserer Firmen-Weihnachtsfeier mit der S-Bahn zum neuen Berliner Hauptbahnof, genug Zeit eingeplant für das Kaufen der Fahrkarte. Am Automat gebe ich mein Ziel und als Zeit „sofort“ ein und schon bekomme ich die Verbindungen angezeigt, die neuen Geräte sind wirklich verdammt schnell. Nur wo steht jetzt mein Zug, der 20:22 Uhr fahren soll? Nirgends! Auch der beherzte Druck auf das Feld „Frühere Verbindungen“ wird lediglich mit einer Fehlermeldung quittiert. Habe ich mich etwa vertippt? Die Daten stimme aber, nur meinen 20:22 Uhr-Zug gibt es nicht. Also schnell den Streckenfahrplan entfalte und da steht er doch, Berlin Hbf (tief) ab 20:22. Doch was ist das, ganz oben steht fast in Schamesröte ein kleines So. Hmmm, der Zug fährt also nur am Sonntag, aber es war Dienstag.

Dabei fährt schon seit Jahren, wenn nicht sogar Jahrzehnten, jeden Tag gegen „20 Uhr irgendwas“ dieser Zug nach Hamburg, mit Anschluß in Ludwigslust nach Schwerin. Nur seit dem Fahrplanwechsel am 10.12. diesen Jahres tut er es nur noch am Sonntag. Was blieb mir nun anderes übrig, als die noch halbwegs brauchbare Verbindung mit dem ICE über Hamburg zu nehmen. Da war es auch nicht weiter schlimm, daß der Zug, der aus München kommt, mit etwa eine halben Stunden Verspätung angekündigt wurde. Schließlich hatte ich in Hamburg eine großzügig bemessene Zeit von 51 Minuten zum Umsteigen in den RE nach Rostock (mit Halt in Schwerin) zur Verfügung. Da blieb dann sogar noch etwas Zeit übrig, sich mal den Hamburger Hauptbahnhof anzusehen, den kannte ich noch nicht.

Letztendlich hat mich meine Unaufmerksamkeit dann mal eben etwa den doppelten Fahrpreis gekostet, aber gut, dafür war ich auch mehr als zweimal solange unterwegs, und schließlich kurz nach Mitternacht in Schwerin.

Ich habe nun den Fahrplan noch mal aufmerksam gelesen. Es ist nicht so, daß mein Viertel-Nach-Acht-Abendzug etwa gestrichen wurde, nein, er fähr nur jetzt etwa eine Stunde eher. Es ist übrigens ein Klassiker des europäischen Bahn-Fernreiseverkehrs, der Vindobona von Wien über Prag, Dresden, Berlin nach Hamburg (EC 172) und zurück (EC 173). Und ja, schon vor 30 Jahren (und später in den 70ern und 80ern) bin ich ab und zu mit eben diesem Vindobona von Berlin nach Prag und auch zurück gefahren. Allerdings nie nach Hamburg, das ging damals nocht nicht.

Eine Reaktion zu “Wer lesen kann, ist klar im Vorteil”

  1. pop3000 sagt:

    Mensch, das ist ja eine tolle Geschichte.

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