Ja, ja, der war bereits gestern. Und da ich gestern Abend noch nichts vor hatte und zudem etwas für Blechblasmusik übrig hab, waren wir ins Nachtcafé gegangen. In der Veranstaltungsreihe „Nacht-Café“ des Mecklenburgischen Staatstheaters Schwerin, in der ja auch vor ein paar Tagen „Platz der Freiheit – Zudritt verboten“ lief, gab es gestern ab 23:00 Uhr „Marstahlbrass: Freitag der Dreizehnte„.
Es war kein Konzert, es war im Theater, es war Musik mit Theater. Nicht hier das Publikum und dort die Herren Musiker auf der Bühne, nein, man war bisweilen mittendrin. Und das lag nicht nur daran, daß wir einen Tisch ganz vorn hatten.
Durch den Abend, oder besser die Nacht, führte Jochen Fahr mit einer gelungenen Mischung aus Conférence, Soziologieseminar und Komödie. Sei es die Anmoderation über ein Handygespräch mit den verspäteten Bläsern, das heraufbeschworene Gruppenerlebnis beim gemeinsamen Singen (Knödelpolka) und Frust-Herausschreien oder, und das kam mir ganz besonders zupasse, den kollektiven Atemübungen (Stichwort: Bauchatmung).
Ja und natürlich gab es auch Musik vom Feinsten. Dabei fing es etwas durcheinander an, jeder Musiker stimmte für sich, blubberte und spielte irgendetwas vor sich hin bis alles fast unbemerkt und langsam in das erste Stück zusammenfloß.
Dann gab es über „Schwere Artillerie“ (Suppé – Leichte Kavallerie), Polka (Trompetenpolka), Marsch (Rozhlasmarsch1), Dixie (Taiga Reck, besser bekannt als Tiger Rag) und anderes auch das schon letztens von mir erwähnte „Send in the Clowns“. Wie sagte Herr Fahr so schön, man könne damit Bewunderung ernten, wenn man am nächsten Tag erzählt, man hätte „Send in the Clowns“ mit Flügelhorn2 gehört. Das kennt ja nicht jeder.
Als dann zu fortgeschrittener Stunde gegen halb eins nach drei Zugaben Schluß war, kam es mir vor, als wäre die Zeit wie im Fluge vergangen, so unterhaltsam war diese sehr gelungene Spätvorstellung. Irgendwie hätte ich mir noch eine coole Jazz- oder Swingnummer im Programm gewünscht, sowas wie „Spring is here“ von „Ted McNabb and Company“. Schade auch, daß es dieses Nacht-Café so wohl erstmal nicht wieder geben wird, zumindest nach dem derzeitigen Stand der Dinge.
Und noch was ist mir grad aufgefallen, wenn ich mir das Bild da oben so ansehe. Eine Posaune sieht von vorn, also aus der Sicht des Publikums mit Blick in den Schallbecher doch schöner aus, als von hinten.
- 1 Bei Rozhlas mußte ich eine Weile überlegen, das kam mir irgendwie aus Kindertagen bekannt vor. Und richtig, es ist tschechisch und heißt Rundfunk oder Radio, womit der Rozhlasmarsch zu deutsch der Rundfunkmarsch sein dürfte
- 2 Das Flügelhorn sieht eher wie eine Trompete aus und wird auch so gespielt. Von der Klangerzeugung her ist es auf Grund des konischen Rohres aber doch ein Horn, hat auch den angenehm runden und weichen Klang. Noch verwirrender ist allerdings die Sache mit dem Englischhorn, das zwar Horn heißt, aber keins ist, noch nicht mal ein Blechblasinstrument. Es handelt sich dabei um eine „tiefer gelegte“ Oboe.
Ja schön! Ich wußte ja nicht, welche Talente (auch noch ) in meine(m)n Schüler(n) stecken. Journalistische z.B… Coole Jazz- oder Swingnummer ist in Arbeit,gibts beim nächsten Mal, versprochen. D.h. arrangieren kann man nur die Stimmen, das COOLE muß beim Spielen entstehen. Wir arbeiten dran. Schönes Wochenende und immer dran denken – Als wenn man eine Kerze auspustet…