Dienstraucher

Zweimal im Jahr bin ich mit zwei Kollegen auf Dienstreise, meist im Mai/Juni und Oktober/November. Vor etwa einem Jahr hab ich bereits darüber berichtet, unter besonderer Berücksichtigung der gastronomischen Versorgung. Vorige Woche gab es wieder eine neue Ausgangslage, nicht etwa weil das „Havana“ nun auch dicht gemacht hat, sondern weil wir auf Grund der Nähe zum Kunden in einem ganz anderen Ortsteil Quartier bezogen hatten.

Generell gab es aber schon immer ein Problem beim Essen. Denn bisher war es meist so, daß die abendlichen Gaststättenbesuche von einer mehr oder weniger verqualmten Umgebung geprägt waren. Beim Frühstück ist alles klar, das gibt es im Hotel und da wurde und wird entweder sowieso nicht geraucht oder es gibt extra Raucher- und Nichtraucherbereiche. Mittagessen wäre beim Kunden prinzipiell möglich, das lassen wir aber in der Regel aus und haben unsere Tageshauptmahlzeit am Abend.
Nun hätte man sich auch unterwegs ein paar Brötchen und ein Stück Käse kaufen und das dann im Hotel auf dem Zimmer essen können, um nicht auf verräucherte Gaststätten angewiesen zu sein. Aber so richtig toll ist das auch nicht. Also war ich zweimal im Jahr für fünf Tage gewissermaßen Dienstpassivraucher wider Willen.

Mittlerweile gibt es aber das Gesetz zum Nichtraucherschutz, was sich mit Blick auf unsere Dienstreise-Abendmahlzeiten sehr angenehm bemerkbar macht. In allen vier neu erkundeten Gaststätten gestaltete sich der Aufenthalt recht angenehm, zumindest was die Luft anbelangt. An einigen Stellen konnte man aber vereinzelt noch die rauchende Vergangenheit der Restaurants erkennen, sei es an den großen Deckenlüftern, die nicht mehr in Betrieb sind, oder an den JBL-Boxen für die Gastraumbeschallung, welche schon arg vergilbt aussehen.

Jetzt warte ich noch auf das Gesetz zur gesunden Ernährung, in welchem die Gastronomen verpflichtet werden, daß mindestens die Hälfte aller Gerichte auf der Speisekarte vegetarisch ist. Dann muß ich mir mein Hauptgericht nicht mehr aus den fünf Beilagen selbst zusammenstellen.

7 Reaktionen zu “Dienstraucher”

  1. S.i.T. sagt:

    Hänge er sich glеісh auf, es gibt auch kein gesundes Gemüse. Selbst an Tomatenaus Europa kleben die Menschenrechte blutunterlaufen und nicht sichtbar für den Verbraucher zwischen Schale und Fruchtfleisch. Und aus deutschen Landen… Leuteschinder sind nur die kleine Beigabe. Aber sowas sieht man ja auf dem Teller nicht, ebenso wenig riecht man es (Tschernobyl ist überall). Dennoch – Bon Appétit. Gruß am Morgen aus Frankfurt. :-)

  2. pommerizer sagt:

    Ohne eine Grundsatzdebatte lostreten zu wollen: vegetarisch = gesund? Diese Glеісhung geht nach meiner persönlichen und unmaßgeblichen Meinung nicht auf (unterstützende Studien lassen sich für beliebige Meinungsbilder finden und zitieren und helfen an dieser Stelle nicht wirklich weiter) Die Toleranz für diese Ernährungsausprägung bringe ich aber auf und so ist gegen die angesprochene Erweiterung der Speisekarte nichts einzuwenden. Lediglich die Regelung per Gesetz stößt mir bitter auf. M.E. ist die Reaktion der Gastronomie auf eine gestiegene Nachfrage ausreichend (wenn dem denn so ist). Wenigstens daran (Marktregulierung durch Angebot und Nachfrage) glaube ich noch…
    Beste Grüße, pommerizer

  3. S.i.T. sagt:

    Ja, aber dennoch. Es ist ja auch irgendwie verquert, wenn man denkt, tue gutes, und 3000 Kilometer weiter geht eine Region kaputt, weil das Gute – am Beispiel der Tomate – nun nicht sooo gut ist. Wird aber dank der Lobbyarbeit klein udn flach gehalten. Hat jetzt nun nichts mit der Raucherecke zu tun, aber Gesund sind diese Dinge nun auch nicht. Nicht mal wenn man reinbeißt. Alles andere, nur keine Tomaten. Aber Herr Putzlowitsch hat schon recht. In rauchfreien Räumen schmeckts Essen besser und in nichtraucher Abteilen liest sich die Putzlowitscher Ausgabe viel entspannter. Übrigens – Ökotaback stinkt längst nicht so wie das andere Zeug. Ist aber auch viel teurer, dafür nicht gepanscht- Natur pur. :-D

  4. Putzlowitsch sagt:

    Gut gut, so war das eigentlich gar nicht gemeint. Mir ist schon klar, daß vegetarische Ernährung nicht mit gesunder Ernährung glеісhzusetzen ist. Zuerst wollte ich auch vom „Vegetarierschutzgesetz“ schreiben, fand das aber zu unrealistisch und habe deshalb das „Gesetz zur gesunden Ernährung“ erfunden.

    Andererseits regelt der Markt auch nicht immer alles oder nicht immer richtig. So z.B. beim Rauchen in Gaststätten. Da lief ja für eine gewisse Zeit eine nicht gesetzlicher Regelung, die aber so gut wie nichts veränderte. Obwohl etwa 75 Prozent der Deutschen Nichtraucher sind, wurde in den Gaststätten weiter gequalmt. So gesehen dürften die viellеісht 8 bis 10 Prozent Vegetarier in Deutschland keine noch so kleine Bewegung am Markt bewirken können.

    Ein anderes Problem ist natürlich auch, das man in Gaststätten nie weiß, was wirklich auf den Tisch kommt, im Sinne ökologischen Anbaus oder fairen Handles.
    Wenn ich für zu Hause einkaufe, bilde ich mir zumindest ein, einen gewissen Einfluß daruf zu haben, indem ich im Bio- oder Weltladen kaufe. Aber auf Dienstreise bin ich halt auf die örtliche Gastronomie angewiesen.

    Oder ich mach das beim nächsten mal wirklich so, kaufe mir tagsüber ein paar Sachen im Bioladen und hocke mich dann abends im Hotel aufs Zimmer und esse dort. Mal sehen, was die Kollegen dazu sagen…

  5. S.i.T. sagt:

    Aber so mal den Grundgedanken von pommerizer aufgegriffen; generell finde ich ja, daß dies der Wirt entѕсhеіdеn soll. „auf der Reeperbahn nacht um halb eins“, Hans Albers in der Nichtraucherkneipe… oder wenn die Kumpels aus dem Schacht kommen, den Dreck runterspülen, und draußen eine rauchen gehen… toll finde ich das nicht. Es gibt nun mal Ecken/kneipen, laß sie rauchen, das ist auch eine Art Lebenskultur. Ich persönlich sitze generell schon sehr sehr lange in Nichtraucherabteilen, wenn ich Bahn fahre. Einzig mal nach Wien bin ich dann 2x in die Raucherecke des Bistrowagen gepilgert, Käffchen + ne Kippe. Aber so geht das schon. Im Winter gehe ich kaum aus was essen, und der Rest des Jahres wird sowieso(so) draußen gefuttert. Weiß nicht… für mich persönlich ist das nun kein Problem, ich gehe auch raus eine rauchen, auch ohne Heizung, oder auf’m Balkon wenn ich wo zu Besuch bin… bin da sehr tolereant gegenüber den Nichtrauchern. :-) Daheim wird aber fleißig gequalmt. ;-)

    Das mit dem Essen habe ich ja nur eingeworfen, weil meißtens die Vegetarier schon in Richtung militante Eßkultur gehen, fast Veganer, aber… naja, wollte ja nur mal gucken, wohin der Redakteur gehört ;-) Muß man ja wissen, ne? *kichert*

  6. S.i.T. sagt:

    Ich nochmal Herr Putzlowitsch :o)

    Ich war heute unterwegs, ne, und dort ist ein Markt, innen eine kleine Gastromonie. Kann man Schnitzel und all sowas essen. Und die haben seit neustem ein Zelt draußen, beheizt mit Service! Steht so mit Ausrufezeichen.

    Weißt, ich würde da nie reingehen. Das ist so wie unter Karantäne, ausgegrenzt, hab ne Seuche oder so… Aids, Malaria, Gischt, Pocken, Lebra… In solchen Läden esse ich prinzipjell nichts, die solche Dinge praktizieren.
    Es gibt aber schon Kneipen, die laufen nun unter ne Art Vereinsheim. Darfst rein, füllst Antrag aus, und qualmst. Ist keine öffentliche Kneipe mehr. Ob das funktioniert, weiß ich nicht…

  7. tromcello sagt:

    Ich habe gehört, daß in Oldenburg die Raucherzelte schon fast das Stadtbild dominieren. In Lüneburg dagegen sind sie wohl verboten. Selber hab ich so ein Zelt noch nicht gesehen, kann mir aber vorstellen, daß ich keine Lust hätte durch ein verqualmtes Zelt in eine Gaststätte zu gehen. Da mache ich mir dann lieber zu Hause was Vegetarisches zu essen. Da weiß man, was man (nicht) hat.

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