Vor etwa drei Jahren fanden sieben Musiker aus Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg zusammen, um gemeinsam „Blechmusik“ zu machen. MarSTAHLBrass war geboren und ist mir selbst mit dem „Nachtcafé“-Auftritt „Marstahlbrass: Freitag der Dreizehnte“ am 13. April 2007 in bester Erinnerung geblieben. Danach wurde es aber ziemlich ruhig um die Gruppe und gestern mußte ich mit Bedauern feststellen, daß nunmehr auch ihre Internetseite marstahlbrass.de nicht mehr existiert. Das würde ich mal als das faktische Ende von Marstahlbrass deuten. Schade, denn so fehlt nun ein weiterer Stern am Schweriner Kulturhimmel.
E2-E4
Passend zur gerade stattfindenden Schach-Weltmeisterschaft habe ich „E2-E4“ von Manuel Göttsching im Endlosplay zu laufen. Das fast eine Stunde dauernde Stück wirkt im ersten Moment etwas monoton, fast einschläfernd, aber dadurch auch beruhigend und durchaus antreibend.
Scheint ein Widerspruch zu sein, aber mit Musik ist sowas möglich, beruhigend und vorwärtstreibend zugleich.
Bei der Schach-WM in Bonn steht es derzeit 6:4 für Anand gegen Kramnik. Kramnik müßte heute (ab 15:00 Uhr) mit Schwarz und am Freitag gewinnen, um in den Tiebreak, also die Verlängerung zu kommen. Für Anand reicht ein Unentschieden aus den zwei noch ausstehenden, regulären Partien zum Titelgewinn.
Im Spitzen-Schach ist die Eröffnung E2-E4 übrigens scheinbar völlig weitestgehend aus der Mode gekommen, alle bisherigen zehn WM-Partien begannen mit D2-D4. Vielleicht sollte Herr Göttsching mal ein Upadate seines Werkes mit dem Titel D2-D4 herausbringen :-)
Nachtrag (18:15 Uhr):
Genau das Unentschieden, welches Anand zur Titelverteidigung reicht, gab es nun in der 11. Partie heute nachmittag. Nun ratet mal, wie der Eröffnungszug dieser entscheidenden Partie aussah? :-)
Spielen und Kämpfen
Von wegen „Nichts los in Schwerin„, stimmt gar nicht, man muß halt nur wissen wann und wo die interessanten Veranstaltungen stattfinden.
So gab es gestern abend im Saal der Musik- und Kunstschule ATARAXIA einen Vortrag, nein, besser gesagt einen Erlebnisbericht des Posaunenlehrers und Soloposaunisten der Mecklenburgischen Staatskapelle Sven-Matthias Brandt über seinen viermonatigen Aufenthalt in Venezuela. Er unterrichtete dort Kinder, die im Rahmen des „Systems der Jugend- und Kinderorchester“ ein Musikinstrument erlernen.
Zunächst wurde der preisgekrönte Film „Tocar Y Luchar“ (spielen und kämpfen) gezeigt, eine gute Einführung in das Thema. Ich hatte zwar schon etwas von und auch über dieses venezolanisch Orchester gehört, aber was es nun genau damit auf sich hat, war mir bisher nicht bekannt. Beeindruckend waren für mich besonders die großen Dimensionen, da waren dann halt 250 bis 280 Musiker auf der Bühne und dahinter stand noch ein etwas 500 Sänger starker Chor. Davon kann man hier in der Provinz nur träumen :-)
Andererseits ist das natürlich nur die Spitze, denn große Dimensionen hat auch das dahinter stehende Netzwerk aus vielen regionalen Musikzentren, in denen derzeit mehr als 250000 Kinder das Musizieren erlernen. Das System wird ständig erweitert und ausgebaut, so daß demnächst sogar 1 Millionen Kinder und Jugendliche eingebunden werden sollen.
Der spannende Teil begann nach dem Film, Herr Brandt antwortete auf Fragen aus dem Publikum und erzählte illustriert durch Fotos und Videos über seine Erlebnisse und Erfahrungen bei der Arbeit in Venezuela. Es war gewissermaßen ein Blick hinter die Kulissen des im Film Gezeigten, und da ist nicht immer alles so schön bunt und harmonisch, wie der normale Zuschauer es vermittelt bekommt.
Auf dem Foto oben ist Sven Brandt mit seinen Schülern bei der Probe auf einem Balkon zu sehen, diese mußte aber wenig später abgebrochen werden, weil es in unmittelbarer Nähe eine Schießerei gab. Eine weiteres Bild gestern Abend zeigte einen unscheinbaren Betonbau, vergitterte Fenster, hohe Mauer mit Hochspannungsdraht ringsherum. Aha, dachte ich, das wird ein Gefängnis sein. Ist es aber nicht, das ist die Schule.
Es sind die vielen spannenden, kleinen Begebenheiten und Eindrücke, die ein plastisches Bild von einem Land zeichnen, daß ich bisher wenig kannte. Die mehr als zweieinhalb Stunden vergingen wie im Flug und es hätte von mir aus noch weitergehen können :-)
Nun soll keiner sagen, er hätte nichts gewußt, die Veranstaltung wurde u.a. in der SVZ vom Dienstag (Seite 15, Stadt-Kultur) angekündigt. Wer den gestrigen Termin verpaßt hat, muß aber nicht traurig sein, am 17.11. gibt es um 19:30 im Konzertfoyer des Theaters eine weitere Möglichkeit, Venezuela besser kennenzulernen. Ich würde ja sogar nochmal hingehen…
Foto mit freundlicher Genehmigung von Sven-Matthias Brandt.
Steckdose – der QRS im Radio
In Ost-Berlin hatte man es zu DDR-Zeiten rundfunkmäßig gesehen ja wirklich gut. Sowohl Westfernsehen als auch -radio waren problemlos empfangbar, falls der Fernseher mit PAL ausgerüstet war, sogar in Farbe. Im Radio lief „Schlager der Woche“ mit Lord Knud, die „Europarade“ mit Dennis King auf RIAS 2 und die Hitkiste mit Andreas Dorfmann auf SFB 1 in Stereo.
Anfang der 80er Jahre gab es auf SFB 2 aber eine Sendung, die mich weit mehr in ihren Bann zog, als das ewige Hit-Einerlei des Gute-Laune-Radios. Die „Steckdose“ lief alle zwei Wochen (oder war es nur einmal im Monat?) am Sonntag Nachmittag/Abend und beschäftigte sich mit Themen Rund um elektronische Musik. „Musikcomputer – Computermusik“ oder so ähnlich lautete der Untertitel, im Programm war natürlich viel elektronische Musik, aber auch Interviews mit den Großen der Szene wie Klaus Schulze oder Tangerine Dream. Für mich am interessantesten waren aber die Vorstellungen und Tests von allerlei Gerätschaften der Musikelektronik, auch wenn diese für mich unerreichbar waren.
Nicht vergessen werde ich die Sendung, in der ein revolutionäres Hallgerät vorgestellt wurde, der „Quantec Raum Simulator“ (QRS). Wobei einfach so Hallgerät natürlich nicht stimmt, das Gerät ermöglichte es vielmehr, wie der Name auch erahnen läßt, die akustische Simulation nahezu beliebiger Räume, von Kathedrale bis U-Boot. Ich sehe mich noch mit vor staunen offenem Mund vor dem Radio sitzen und den Klangbeispielen zum QRS lauschen.
In der aktuellen Ausgabe der Sound&Recording (10/2008) wird nun die Reinkarnation eben jenes legendären QRS in Form des Quantec YardStick 2496 (Test bei Amazona) vorgestellt, und über alle Maßen gelobt. Allerdings ist das Gerät, wenn auch nicht wie damals überhaupt nicht, so doch praktisch nicht erreichbar, bei einem Preis von jenseits der 4000 Euro nicht grad ein Gerät für Zwischendurch.
Faszinierend ist es aber allemal, damals wie heute.
Graue Wolken, Blitz, Donner, Regen – Sommer?
Graue Wolken, Regen, Blitz und Donner, das soll Sommer sein? Bei so unsommerlichem Wetter brauche ich unbedingt entspannende Musik, die luftig, leicht und beschwingt ist. Eine solche Mischung gibt es von De-Phazz, aber ehe ich hier alles nochmal schreibe, verweise ich einfach auf Akkordwechsel.