Ich hatte bereits im Dezember gegrübelt, warum so viele Leute, da Weihnachten noch nicht mal vorbei ist, bereits nach dem Osterhasen suchen. Die Erklärung ist recht einfach, wir haben in diesem Jahr einen der frühesten Ostertermine, den es überhaupt geben kann. Bestenfalls einen Tag eher, am 22. März, könnte Ostern noch sein, in diesem Jahr ist Ostern am 23. März. Wenn Ostern schon so kurz nach dem Frühlingsanfang stattfindet, dann muß natürlich auch entsprechend zeitig mit den Vorbereitungen begonnen werden.
So wie der Weihnachtsmann zu Weihnachten, gehört der Osterhase neben den Ostereiern zu Ostern. Die Figur des Osterhasen gibt es schon seit dem Mittelalter und damit viel länger als den Weihnachtsmann. Nur warum ist es immer ein Mann bzw. ein Hase und keine Häsin? Auch der kleine Bär fragt die Maus in dem Kinderbuch „Die Maus sagt dir Gute Nacht“ warum es das Sandmännchen aber kein Schlaf-Frauchen gibt. Da die Maus das auch nicht weiß, erfinden beide kurzerhand das Schlaf-Frauchen und dazu noch eine ganze Gute-Nacht-Geschichte.
Aber wie ist das mit Osterhase und Osterhäsin? Ist vielleicht mit „Hase“ nur der Gattungsbegriff gemeint, völlig geschlechtsunspezifisch, egal ob nun Männlein oder Weiblein?
Heutzutage wird man ja gelegentlich bereits als frauenfeindlich abgestempelt, wenn man zu Berufen, Funktionen und Ähnlichem die weibliche Form nicht explizit erwähnt. Ja, so ist das wirklich, liebe Leserinnen und Leser. Da kann man ganz schnell in Verruf geraten, wenn man sich nur an seine Freunde und nicht auch an deren Freundinnen wendet.
Grad eben ist eine E-Mail von einem Kollegen angekommen, er schreibt korrekt „Liebe Kolleginnen und Kollegen“, aber was steht als Anrede bei den E-Mails der Chefsekretärin? Nur ein lapidares „Werte Kollegen“ und nicht etwa „Werte Kolleginnen und Kollegen“. Gut gefallen hat mir kürzlich eine E-Mail von VMWare:
Sehr geehrter Herr Henze/Sehr geehrte Frau Henze,
wir freuen uns, Ihnen mitteilen zu können, dass…
Jetzt kommen mir allerdings Zweifel, ob man sich dort nur nicht sicher war, ob ich männlich oder weiblich bin, oder ob ich die E-Mail schnell an meine Frau weiterleiten sollte, da sie ja möglicherweise auch gemeint sein könnte. Also wir beide gewissermaßen.
Ob nun Osterhase oder -häsin, Ostern ohne Osterhase ist kaum vorstellbar. Und als hätten sie es geahnt, bringen meine Frauen heute Vormittag aus der Stadt einen lila Schmunzelhasen mit. Auch der Einzelhandel ist also schon bestens auf Ostern eingestellt, na dann „Frohe Ostern“.
Anregung von: Bisoziation – Bilder als Schlüssel zur Wortwelt