Spam, oder doch nicht?

Folgende E-Mail fand ich heute morgen im Postfach:

Sehr geehrter Leser,

vor einem Jahr hat mein russischer Freund einen gebrauchten Mercedes-Benz ML270CDI, Baujahr 2002, vom Autohandler Bilefield-Autohaus in Delmenklaus, Deutschland, gekauft,

Seit er in Russland ist, war der Wagen dauernd defekt und die Reparaturkosten waren hoher als der eigentliche Wert des Autos.

Nun funktioniert auch die Bremse nicht mehr korrekt. Das Auto bremst plotzlich und die Warnsignale brennen wahrend der ganzen Fahrt. Er benutzt den Wagen seit einigen Monaten nicht mehr, da es sehr gefahrlich ist.

Reparaturearbeiten in den Mercedes-Benz-Centern in Russland sind ausgesprochen teuer, man sagte ihm, um ein mehrfaches als in Deutschland. Davon abgesehen gibt es dort, wo er lebt, kein Mercedes-Benz- Center.

Daher sucht mein Freund einen Spezialisten aus Deutschland, der nach Russland (160 km sudlich von Moskau) kommen, den Wagen durchchecken und das technische Problem losen kann. Er wird den Flugpreis und die Reparatur bezahlen, Sie kostenlos beherbergen und Ihnen alle schonen Orte in seiner Region zeigen.

Vor kurzem hat die Volkswagen AG eine grosse KFZ-Fabrik in der Gegend, in der er wohnt, erbaut. Viele Spezialisten aus Deutschland kamen zu dieser Fabrik. Sie sind sehr nett, klug und freundlich. Sie haben Kinderspielplatze in der Stadt gebaut, viele Baume gepflanzt und noch viele andere wundervolle Sachen fur die Stadt Kaluga getan. Die Einwohner von Kaluga sind daruber sehr glucklich, da die lokalen Behorden dies seit vielen Jahren nicht bewerkstelligen konnten.

Mein Freund bedauert es sehr, den Mercedes gekauft zu haben. Wenn das Auto repariert ist, will er es sofort verkaufen und den VW kaufen. Sein Nachbar hat seit zehn Jahren einen alten VW Golf und hatte niemals solche Probleme.

Wenn Sie nach Russland kommen und den Wagen reparieren konnen, setzen Sie sich bitte telefonisch mit ihm unter +7-960-5185043 in Verbindung, es wird Russisch gesprochen.

Wir hoffen, bald von Ihnen zu horen !

Aleksei

Sieht erstmal so ähnlich aus, wie die Sache mit Ekaterina oder Katja. Eine rührende Geschichte, da hat sich der russische Freund wohl vom Autohändler (Name und Ort geändert!) übers Ohr hauen lassen. Pech gehabt, würde ich sagen. Warum muß es auch unbedingt ein Mercedes-Benz sein, einen VW bekommt man auch in Rußland vermutlich günstiger repariert. Andererseits, sind die ganzen Kosten wie Flug, Unterbringung, die Reparatur nebst Ersatzteilen usw. wirklich günstger als eine Reparatur bei einem Mercedes-Benz-Partner in Rußland?

Warum wird das neue VW-Werk in Kaluga erwähnt? Was ist überhaupt der Zweck dieser E-Mail?
Will man den Autohändler diskreditieren, Mercedes-Benz schlecht machen und VW gut aussehen lassen? Will man Fachkräfte nach Rußland locken oder gar Menschenhandel betreiben? Oder ist es doch ein ernstgemeinter Hilferuf?

Vielleicht ist es aber auch nur Telefon-Abzocke, die +7-960 ist eine Mobilfunk-Vorwahl in Rußland.
Keine Ahnung, im Internet ist auch kaum etwas dazu zu finden.

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7 Reaktionen zu “Spam, oder doch nicht?”

  1. romanmoeller sagt:

    Ein Hoch auf die Globalisierung!

  2. DerKevin sagt:

    Merkwürdig bei der mail ist der letzte Satz: „es wird russisch gesprochen“.
    Das ist doch kontraproduktiv, damit fallen eine Menge Mailempfänger weg, die sonst gerne angerufen hätten.

  3. tromcello sagt:

    So gesehen könnte es ja dazu dienen den Umsatz der Russisch-Dolmetscher zu erhöhen.

  4. Putzlowitsch sagt:

    Oder man will besonders die Leute mittleren Alters in den neuen Bundesländern erreichen, die hatte ja zu DDR-Zeiten mindestens 6 Jahre Russischunterricht.

  5. JOJO sagt:

    Habe die glеісhe Mail und noch einige mehr in Englisch von unterschiedlichen Adressaten bekommen. Ich arbeite bei Daimler. Es gab eine Serie -allerdings in der E-Klasse- da ist die Steuerung aufeinmal in Not-Betrieb gegangen mit der Folge das der Motor abgeregelt hat. Von der ML Klasse ist da nichts bekannt.
    Aufgrund der unterschiedlichen Adressaten gehe ich davon aus, dass dies ein email-Ring -> Spam ist

  6. Ole sagt:

    Diese Mail habe ich ebenfalls bekommen. Bin leider auch ziemlich ratlos was das soll. Interessant ist, das alle Daten (Entefernung Moskau-Kaluga, etc. stimmen. Auch das Autohaus (hast du es absilchtlich falsch geschrieben? Gibt es in Delmenklaus.

    Sehr ungewöhnlich.!

  7. Putzlowitsch sagt:

    Ja, das habe ich absichtlich falsch geschrieben, eben weil es das Autohaus tatsächlich gibt. Da ich eher davon ausgehe, daß der gesamte Sachverhalt nicht stimmt, auch wenn einzelne Daten richtig sind, sollte man den Autohändler mit der Veröffentlichung der E-Mail nicht unbegründet in Verruf bringen.
    (Hab auch in Deinem Kommentar den Ort geändert)

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