Ordnung ist das halbe Leben

Ja, so ein neues Regal, das sieht schon von sich aus irgendwie ordentlich aus. Auch wenn es nur eine scheinbare Ordnung ist, der geneigte Betrachter läßt sich dadurch gerne blenden. Er sieht aber auch nur einen kleinen Ausschnitt, ein Blick in die andere Richtung vermittelt einen etwas anderen Eindruck.

Zudem war ich schon früher nicht der ordentlichste Mensch, wie mir ein Blick in mein Zeugnisheft bescheinigt. Damals gab es noch sogenannte Kopfnoten: Betragen, Fleiß, Mitarbeit und Ordnung. Wo ich mit meinem Betragen eher selten Probleme hatte, meist gab es da für mich ein „sehr gut“ (1) oder „gut“ (2), wurde meine Ordnung öfter nur mit „befriedigend“ (3) oder sogar nur „genügend“ (4) bewertet. In den Beurteilungen findet man entspechend folgende Sätze:

„Trotzdem muß er sich weiter bemühen, seine Aufgaben insgesamt ordentlicher zu erfüllen.“
„Im kommenden Schuljahr sollte Ingo ganz besonders auf die Vollständigkeit seiner Arbeitsmaterialen achten.“
„Im kommenden Schuljahr muß er unbedingt weiter an der Verbesserung seiner Ordnung arbeiten.“
„Fortschritte zeigte er im 2. Halbjahr bei der Verbesserung seiner Ordnung.“

Die Verbesserung im letzten Satz war von einer 4 zum Halbjahr auf eine 3 zum Schuljahresende.

Später gab es dann nochmal eine Zeit, in der Ordnung und Sauberkeit eine sehr wichtige Rolle spielten.
NVA-SchrankDas war bei der Armee (NVA), da wurden diese Dinge auch mit Zensuren bewertet, Bettenbau, Schrankordnung, Sauberkeit des Fußbodens (bohnern und keulen), allgemeine Ordnung und Sauberkeit. Wichtig waren diese Noten insofern, als man wenigstens einen Durchschnitt von 2,0 brauchte, um Ausgang zu bekommen.
Da war also jeden morgen Bettenmachen angesagt, alles schön glatt und ohne Falten, denn so durften die Betten eigentlich nicht aussehen. Jeden Tag wurde gefegt, einmal in der Woche, normalerweise am Samstag, wurde gewischt, gebohnert und gekeult, bis der Boden nur so glänzte. Am Samstag war sowieso großes Stuben- und Revierereinigen angesagt. Da durfte man dann je nach zugeteiltem Revier auch noch den Fußboden des Kompanieflures scheuern oder die Toiletten sauber machen. Und Außenreviere gab es ja auch noch, mit Rasen grün streichen und so Sachen, aber das ist eine andere Geschichte.

So, nun packe ich die alten NVA-Fotos gleich wieder in den Schrank und stelle den Scanner samt Netzteil ins Regal. Wie sagt doch Petterson immer:
„Schließlich bin ich ja ein ordentlicher alter Mann.“

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