Sonntags gibt es bei uns Brötchen, Samstags manchmal auch und in den Ferien bisweilen sogar Wochentags. Aber es gab noch nie wirklich Streit, wer nun die Unter- oder Oberhälfte vom Brötchen bekommt. Dabei hört man oft die Meinung, daß die obere Brötchenhälfte die bessere sei, die Unterhälfte hingegen eher unbeliebt ist, ja sogar verschmäht wird.
In der gedruckten Ausgabe der SVZ (Schweriner Volkszeitung) vom Freitag, dem 18. Juli, findet man auf der „Panorama“-Seite einen Artikel „Unterhälfte ade“ zu einer wohl bahnbrechenden Erfindung im Bäckereiwesen. Da es den Artikel leider nicht bei der SVZ Online gibt, verweise ich einfach mal auf einen schon etwas älteren Artikel der „Frankfurter Rundschau“ (FR). Kurz gesagt geht es darum, daß ein Brötchen mit zwei Oberhälften erfunden und auch zum Patent angemeldet wurde.
Dabei kann ich ehrlich gesagt nicht so richtig nachvollziehen, was nun an der Brötchen-Oberhälfte so viel besser sein soll. Auch die Erfinderin selbst kommt auf die Frage der FR-Online „Was ist denn an der Oberseite besser?“ nur mit allgemeinem Blabla daher:
„Es ist einfach ein gutes Lebensgefühl, nur die Oberhälfte zu essen. Wie man das Hildes auch dreht, überall ist oben. Mit seiner harmonischen Form ist es ein Siegerbrötchen. Und außerdem noch konfliktfrei. Konflikte am Frühstückstisch sind Vergangenheit.“
Gutes Lebensgefühl, harmonische Form und Konfliktfreiheit sind keine wirklichen Argumente für eine angeblich bessere Oberhälfte. Wahrscheinlich ist es eher eine Legende, daß die Brötchenoberhälfte die bessere Hälfte ist.
Da fällt mir die Geschichte von dem Ehepaar ein, bei dem der Mann seiner Frau beim Frühstück selbstlos immer die vermeintlich bessere Oberhälfte vom Brötchen gibt, bis sie sich nach Jahren mal traut ihm zu sagen, daß sie eigentlich die Unterhälfte lieber mag.
Ich kann spontan eher Argumente gegen die Oberhälfte und für die Unterhälfte nennen. So hat die Oberhälfte, gerade bei schärfer gebackenen Brötchen (die ich eh nicht so besonders mag), eine unangenehm harte, bisweilen sogar scharfkantige Kruste. Die Unterhälfte liegt viel besser auf dem Teller und wackelt oder kippelt nicht. Das ist gerade für kleine Kinder, die anfangen sich ihr Brötchen selber zu schmieren, ein unbestreitbarer Vorteil der Unterhälfte.
Vielleicht ist die bessere Hälfte gar nicht immer wirklich die bessere Hälfte, sondern man denkt es nur, weil es einem ständig eingeredet wird.