Das nahende Jahresende ist die Zeit der Rückblicke und Ranglisten, der Jahreswahlen und Statistiken. Vor ein paar Tagen hatten bereits Yahoo und Microsoft ihre Suchwörter des Jahres veröffentlicht. Vorgestern hat nun auch Branchenprimus Google mit „Zeitgeist“ nachgezogen, wobei ich mich da über die deutsche Liste etwas wundern muß. Wer sucht denn bitte nach „ebay“, „youtube“, „gmx“ oder „google“ und warum? Das ist bestimmt ein Ergebnis dieses bei Browsern so angesagten „Suchen in der Adresszeile“ bzw. „Raten was der Nutzer will“ und der Faulheit der Leute, die sich langsam daran gewöhnen, einfach da irgendwas einzutippen und trotzdem am Ziel anzukommen. Irgendwann wird kaum noch jemand wissen, daß man eine Internetseite eigentlich über ihren Domainnamen aufruft und dazu auch eine Endung wie .de oder .com gehört. „Was für eine Endung, ich gebe einfach in der Zeile ebay ein und komme zu eBay.“
Wo diese von den Suchmaschine herausgegebenen Listen eher eine Art Volksabstimmung sind, zumindest die des Internetvolkes, gibt es auch jedes Jahr von Gremien erstellte Listen wie das „Wort des Jahres“ der Gesellschaft für deutsche Sprache. Hier findet man dann Sachen wie „Finanzkrise“, „verzockt“, „Datenklau“, „hessische Verhältnisse“, „Rettungsschirm“ oder „Nacktscanner“. Dabei fällt mir auf, daß diesmal eher negativ besetzte Wörter die oberen Plätz belegen.
„Ausgewählt wurden wie in der Vergangenheit Wörter und Ausdrücke, die die öffentliche Diskussion des Jahres besonders bestimmt haben, die für wichtige Themen stehen oder sonst als charakteristisch erscheinen.“
ist in der Pressemitteilung der GfdS zu lesen, aber was bitte ist eine „multipolare Welt“? Das habe ich nich nie gehört, noch weiß ich, was das bedeuten soll. Der Begriff liegt immerhin auf Platz 6 der aktuellen Liste.
Mein Titel „Worte, nichts als Worte“ ist nebenbei bemerkt sprachlich nicht ganz korrekt, denn streng genommen handelt es sich bei den Ranglisten um Listen von Wörtern, nicht Worten. Aber „Worte, nichts als Worte“ klingt irgendwie poetischer als „Wörter, nichts als Wörter“.