Gestern Abend war ich wieder laufen, noch in Gedanken über Werbung, Zeit, Rechenzeit und DNS-Umleitungen vertieft. Am Güstrower Tor angekommen sah ich über dem Ziegelsee einen sehr tief fliegenden, roten Heißluftballon. Roter Ballon, das wird doch nicht etwa Werbung für…
Nein, war es nicht. Als sich der Ballon etwas gedreht hatte, konnte ich in großen Buchstaben BST lesen. Darunter stand noch etwas, aber so klein, daß ich es nicht entziffern konnte. Wofür mag BST nun stehen?
Als erstes habe ich mich an meine Studienzeit in Görlitz zurückerinnert. Da gab es nicht weit vom Wohnheim entfernt das „Bürgerstübel“, kurz BST genannt. Abends standen wir dann manchmal vor der schweren Entscheidung, gehen wir ins „BST“, oder doch in die „Taverne“ oder die „Destille“.
Und überhaupt, was war das Studentenleben für eine schöne Zeit. Wenn ich noch an die Nachtwanderung mit Besteigung der Landeskrone denke, oder den Ernteeinsatz im Wald. Da gab es fast jeden Abend zwei Wochen lang eine leckere Pilzpfanne. Naja, im Wald findet man halt so den einen oder anderen Pilz.
Oder die Seminargruppenfahrt am 10. November 1989 nach Dresden zur Bezirkskunstausstellung. Am Abend zuvor wurde in Berlin die Maueröffnung bekannt gegeben und wir hatten das im Tal der Ahnungslosen überhaupt nicht mitbekommen. Verwundert waren wir nur darüber, daß sich in Dresden an manchen Stellen lange Menschenschlangen bildeten. Gab es etwa schon die Weihnachts-Bananen?
Vier Tage später stand ich in Görlitz auch mehr als drei Stunden frierend in der Schlange vor dem Volkspolizeikreisamt (VPKA), um mein „Visum gemäß Antragstellung“ in den Personalausweis gestempelt zu bekommen. Anschließend noch eine Stunde an der Wechselstelle im Bahnhof für 15 DM anstehen. Aber erst am 19. Dezember war ich dann das erste Mal im Westen. Das waren noch Zeiten.
An den 3. Oktober 1990, den Tag der Wiedervereinigung, habe ich eher schlechte Erinnerungen. Ich lag mit Windpocken im Bett und fühlte mich richtig elend. Windpocken in dem Alter sind nicht grad angenehm, als Kind steckt man das einfacher weg, sind ja schließlich auch Kinderkrankheiten :-)
Kürzlich hatte meine kleine Tochter Windpocken und fühlte sich dabei so überhaupt nicht krank. „Was, wieso darf ich nicht in die Schule gehen. Mir geht es doch gut, die paar roten Punkte stören mich nicht.“ Wie doch die Zeit vergeht…
Genau, die Zeit verging gestern beim Laufen wie im Fluge. Komisch, wenn ich beim Laufen nicht an das Laufen denke, geht es viel leichter vom Fuß. Sollte ich immer beim Laufen machen, über alte Zeiten nachdenken, oder die Zukunft, oder den Blogartikel, den ich am Abend noch schreiben will, oder…