Michael Jackson „Thriller“ – Amiga-Pressung

Michael Jackson - Thriller, BadEs treibt schon seltsame Blüten, was da nach dem Tod von Michael Jackson bei eBay so abgeht. Da wird versucht, die Amiga-Pressung des Albums Thriller zu Phantasiepreisen an den Mann oder die Frau zu bringen.

Habe ich was verpaßt, ich dachte bisher, die Angebotsgebühr bei ebay richtet sich nach dem Startpreis!? Das scheint aber nicht mehr der Fall zu sein, so daß utopisch hohe Preise verlangt werden können. Für nicht-Amiga-Pressungen, z.B. Epic-Holland, habe ich noch höhere Preisvorstellungen gesehen, bis zu 1 Mio. Euro.

Kreativität beweisen die Verkäufer auch bei den Begründungen, warum die Amiga-Ausgabe nun etwas ganz Besonderes ist.

Seltenheit

Dagegen ist prinzipiell nichts einzuwenden, denn man kann davon ausgehen, daß die DDR-Ausgabe in deutlich geringerer Stückzahl als die Westausgabe produziert und verkauft wurde. Mir ist auch nichts von einer Nachauflage bei Amiga bekannt, die 1984 produzierten Platten dürften, wie viele es auch immer waren, die einzigen ihrer Art sein.

A- oder B-Pressung

Thriller Amiga-PressungBei manchen Anbietern kann man etwas von einer seltenen und damit wertvollen A-Pressung lesen. Von diesen soll es angeblich weltweit nur 500 Stück geben. Die Pressung ist an der in der Tonabnehmernadel-Auslaufzone eingestanzten Nummer zu erkennen. Bei mir steht da z.B.

Seite 1: 8 56 105 - 1B  H84 EN NT  A² AG
Seite 2: 8 56 105 - 2A  G84 E NT  A³ BO

Ich habe mir mal stichprobenartig ein paar andere AMIGA-Lizenzplatten angesehen. Bei „Shaved Fish“ von John Lennon sind die Nummern 8 56 022 – 1A und – 2B, Phil Collins hat 8 56 078 – 1B und – 2B und Kate Bush trägt die 8 56 072 – 1A und – 2A. Letztere wäre demnach so eine seltene A-Pressung.

Was nun tatsächlich dran ist, kann ich nicht sagen. Ich halte aber die angeblich geringe 500er Stückzahl der A-Pressung für unwahrscheinlich. Man kann mich aber gerne mit belastbaren Informationen von der Richtigkeit überzeugen, bis dahin glaube ich nicht daran.

Nachtrag 21.30 Uhr: Ich habe nochmal die eBay-Artikel mit der sogenannten A-Pressung durchgesehen. Meiner Meinung nach ist da nicht das -1A wichtig, sondern die Nummer davor. Denn diese 85 930 ist die Nummer der originalen CBS-Epic Ausgabe, und eben nicht die Amiga-Nummer 8 56 105. Bei einer Auktion wird eine 55 930 genannt und sogar auf einem Bild gezeigt. Vielleicht ist ja an diesen A-Pressungen doch was dran, wer weiß…

Druckfehler auf der Rückseite (Covertext)

Bestenfalls die Sache mit dem falschen Geburtsjahr könnte tatsächlich ein Druckfehler sein. Ein Druckfehler entsteht ja, wie der Name schon sagt, erst beim Druck. Wenn zum Beispiel beim Satz Buchstaben oder Zahlen vertauscht oder vergessen werden, hat man einen Druckfehler. So könnte der Schriftsetzer versehentlich eine 9 anstelle der 8 genommen haben, so daß aus 29. August 1958 eben 1959 wurde.
Nebenbei bemerkt, nicht nur Amiga hatte Probleme mit Michael Jacksons Geburtsdatum. Sowohl in der LexiROM 3.0 als auch im gedruckten Brockhaus von 2000 (3 Bände, Weltbildausgabe) findet man den 24. August 1958.

Thriller Amiga CovertextDaß Queen-Sänger Freddie Mercury nicht Eddie heißt, ist natürlich offensichtlich und meiner Meinung nach aber kein Druckfehler. Da fällt es schon fast gar nicht auf, das Eddie van Halen im Text am Ende des Vornamens des „e“ fehlt. Vielleicht wurd ja so auch aus Freddie weiter unten dann Eddie Mercury, falsch ist zumindest beides.

Interessanter finde ich da noch diesen Textteil, der mit Sicherheit kein Druckfehler, eher ein Denkfehler ist.

„Zur Herstellung der vorliegenden LP bestellte sich Michael Jackson prominente Mit-Spieler. … Wiedermal findet man Paul McCartney an seiner Seite, ѕеin Bruder Paul ist als Gitarrist vertreten.“

Ja wessen Bruder Paul denn nun, der von Michael Jackson oder von Paul McCartney?

Paul McCartneys Bruder dürfte wohl kaum Paul heißen, allerdings hat er tatsächlich einen jüngeren Bruder Peter Michael (Mike McCartney), der sich zwar früher auch musikalisch betätigt hatte, allerdings nicht bei „Thriller“ mitwirkte.

Also doch ein Bruder von Michael? Seine Brüder heißen aber Jackie, Tito, Jermaine, Marlon und Randy, einen Paul gibt es da nicht. Die Auflösung ist recht einfach, beim angeblichen Bruder handelt es sich um den Gitarristen Paul Jackson, Jr., der tatsächlich bei „Thriller“ mitgewirkt hat.

Da hat sich wohl die Autorin des Textes gedacht, „Hey, da hat ein Paul Jackson mitgewirkt, ist bestimmt ein Bruder von Michael“. Er hat ja so viele Geschwister :-)

Gut, wir haben also vier Fehler beim Covertext, von denen bisher nur zwei (Geburtsjahr und Eddie/Freddie Mercury) bei eBay als Besonderheit erwähnt werden. Allerdings hebt das den Wert der Amiga-LP aus meiner Sicht nicht unbedingt an, wie das vielleicht bei Briefmarken-Fehldrucken der Fall wäre, von denen es nur 5 Stück gibt.

Nachtrag 21.45 Uhr: Die ersten eBay-Auktionen nennen alle vier Fehler, habe die Anbieter etwa bei mir nachgeschaut? :-)

Bisher haben alle Thriller-Amiga-Platten diese Fehler im Text, eine echte Rarität wäre eine Amiga-Ausgabe ohne diese Fehler. So was ist aber bisher noch nicht aufgetaucht.

Interessante eBay-Auktionen (Nachträge)

Es ist ja schon normal geworden, daß manche Anbieter ihre Angebotstexte einfach bei anderen Verkäufern abschreiben. Wenn dann aber versucht wird, aus den Texten etwas Eigenes zu erstellen, entwickelt sich fast sowas wie „stille Post“. Vorn kommt was rein, keiner versteht wirklich was und dann kommt sowas dabei raus:

Michael Jackson-Thriller, 1984, DDR, A-Prägung, AMIGA
Dies ist ein der ersten 500 DDR-Ausgaben (AMIGA) der Thriller-LP von Michael Jackson, die Fehlprägungen aufweist, z.B.:
Geburstatdatum: 29. August 1959 (Cover) – 29. August 1958 (richtig), uvm.
Prägenr.: ist 511/01/84/A

Auch sehr kreativ ist diese Deutung, woran man eine A-Pressung erkennt:

Michael Jackson Thriller LP Amiga
AG 511/01/84/A = A-Pressung

Ich habe mal schnell meine ca. 30 Amiga-Lizenz-Alben durchgesehen, da steht immer AG 511/01/YY/A (YY ist die zweistellige Jahreszahl) auf dem Cover, als bei Michale Jackson eben AG 511/01/84/A.

Die Stückzahl der ominösen A-Pressung sinkt von 500 auf 450:

AMIGA A DDR 1984 Fehldruck Michael Jackson sehr selten!
Die Hülle hat die AG NR. 511/01/84/A sehr selten wurde scheinbar nur 450Stk.gefertigt.

Ich wußte noch gar nicht, daß es einen „Markt“ für Plattenhüllen gibt. Aber die Leute sammeln ja alles:

Michael Jackson „Triller... Plattenhülle AMIGA Vinyl DDR
Vinyl – Plattenhülle
Es handelt sich hier um die legendäre Plattenhülle des berühmten Thriller-Album aus der DDR mit den zwei Druckfehlern auf der Rückseite.

Plattenhülle weißt enorme Gebrauchspuren auf, aufgrund des Alters unvermeidlich. Dennoch ist die Hülle sehr beliebt bei Sammlern!

Ach übrigens, meine B-A-Pressung steht nicht zum Verkauf, diesbezügliche Anfragen sind also zwecklos.

16 Reaktionen zu “Michael Jackson „Thriller“ – Amiga-Pressung”

  1. Martin sagt:

    Tja, da sind Sie wohl über Nacht reich geworden. Und wenn Sie die Platte niemals verkaufen, bleiben Sie es auch und werden mit der Wertsteigerung immer reicher – ein Leben lang!

    Herzlichen Glückwunsch!

  2. A-Pressungen – das könnte eine Verwicklung von gefährlichem Halbwissen und Verschwörungstheorien sein.
    Meine Idee: Da hat jemand mal was gehört, aber nicht verstanden, worum es wirklich geht ;)

    Vor jeder Pressung werden sogenannte Weißpressungen oder Weißlabels gepresst. Das ist sozusagen die Testreihe um zu prüfen, ob die Maschinen richtig eingestellt sind.
    Diese Weißpressungen werden in kleiner Stückzahl hergestellt, in aller Regel aber nicht mehr als 50 Stück.

    Normalerweise werden die nicht verkauft und landen in den Schränken der Auftraggeber als besonderes Geschenk und Sammlerstück. Jezt kann es in der DDR so gewesen sein, daß die Weißpressungen trotzdem gelabelt und verkauft worden sind. Möglich. Aber die Stückzahl 500 halte ich für falsch.

    Wer weiß, ist nur so ne Idee.

  3. maccubes sagt:

    ich frage mich ob überhaupt eine von diesen bei EBAY angebotenen Platten vekauft worden ist…bei den preisen???
    weiss da jemand bescheid?

  4. sagt:

    Dummheit auch auch seinen Preis :-D

    (Tschuldige Herr Putzlowitsch für den Twitter-Qickie) ;-)

  5. […] auf dem Cover der Grund, warum die Platte besonders für Sammler begehrenswert ist (die PZ berichtete). Das ist natürlich absoluter Blödsinn. Bemüht man die Suche auf eBay, finden sich noch mehr […]

  6. miles sagt:

    also mal ne frage.. auf meiner platte fängt diese nummer mit 85 930 an… is die jetzt was wert oder wie ^^

  7. Thomas sagt:

    Hallo ich bin auch stolzer Besitzer der beiden Ersten Alben, und beobachte das treiben schon ne ganze zeit auf eBay, aber für den Hohen Preis die die verlangen hab ich noch keinen Verkauf gesehen.

  8. Axel und Gabi sagt:

    Wir haben seit über 20 Jahren keinen LP Spieler mehr–aber sind nach wie vor in Besitz einiger weniger LP. Darunter eben diese genannte A-Pressung von Amiga ,mit der hier dauernd diskutierten Nr. und den genannten Fehlern. Wir wiederholen diese hier keinesfalls, ist ja schon mehrfach geschehen!!! Wir haben nur den Verglеісh gestartet, ob es sich um die „heiß“ umworbenen Einzelstücke geringer Auflagen handelt—–und wir haben sie!!!!
    Zu DDR-Zeiten war es ein wahres highlight!!!, oder fast wie ein Sechser im Lotto, eine AMIGA -Lizenz LP zu erwerben!

  9. Karl-Heinz Laube sagt:

    Das ganze gehabe um diese Jackson-Pressung finde ich absoluten Blödsinn. Viel inderessanter finde ich die Angebote von Elvis Pressley auf AMIGA. Da tauchen drei LP’s auf von denen ich zumindest vorher nie was gehört habe. Erstens „Elvis On Tour“ und „Elvis That’s The Way It Is“ auf dunkelrotem AMIGA. Und in den USA eine „Elvis Aloha Rehearsal Show“.
    Hast du oder ein Anderer dazu eine Info?
    Gruß Kalle aus Brandenburg

  10. Putzlowitsch sagt:

    Leider kann ich da gar nicht weiterhelfen.

  11. michael neumann sagt:

    hallo, auch ich bin einer der der eine michael jackson platte aus amiga zeiten bei ebay reingesetzt hat. die fehler habe ich allerdings nirgendwo abgeschrieben sondern selbst „recherchiert“ bzw das mit dem gebrutsdatum selbst festgestellt. das mit paul jackson als bruder ist allerdings auch mir neu. ich verlange keine 1mio euro und habe einen startpreis von 5 euro angegeben. das interesse ist bisher glеісh null….ich glaube echte sammler legen eher wert auf original verpackte, nie gespielte platten usw. die auktion läuft noch 6 tage. bin gespannt was noch passiert

  12. Putzlowitsch sagt:

    Falls das hier Deine Auktion ist, dann viel Erfolg :-)

    Das mit dem Film „The Wiz“ und Jackie wußte ich auch noch nicht. Allerdings dürfte der Michael-Jackson-Boom bereits vorbei sein. Das sieht man auch an der Anzahl der Angebote bei eBay.

    Ob nun A- oder B-Pressung oder was auch immer, das Cover war nach meinem Kenntnisstand bei allen Amiga-Pressungen glеісh und hat somit eher keinen Seltenheitswert.
    Eine kleine Sensation und Rarität wäre hingegen ein fehlerfreies Amiga-Cover, aber das wird es wohl nicht gegen.

  13. michael neumann sagt:

    ja genau :-)

    das mit dem fehlerfreien cover wäre tatsächlich eine sensation…lach

  14. Matthias Herms sagt:

    Hallo! Das ist alles Quatsch mit der Michael-Jackson-LP! Als ehemaliger DDR-Bürger und Lizenzplattensammler weiß ich, das erst nach der Wende 1990 die Wessis die weinroten AMIGA-Label als A-Pressungen und die blauen als B-Pressungen bezeichnen. Warum? Die 1. Jimmi Hendrix-LP erschien Mitte der 70er mit dem weinroten Label. In den 80ern änderte AMIGA die Farbe fortan für alle zukünftigen Pressungen in blau. Die spätere Nachauflage von der ersten Jimi Hendrix-LP erschien dann mit blauem Label. Es gab insgesamt nur sehr wenige Lizenzplattennachauflagen, somit nur wenige weinrote (A-Auflage) und blaue (B-Auflage). Die Weißpressungen wurden zu DDR-Zeiten nie verkauft. Da kam doch damals auch gar keiner ran. Die lagerten im Panzerschrank des VEB Deutsche Schapplatten AMIGA/DDR. Mit der Wende wurde die Firma in eine GmbH verwandelt und die neuen Privateigentümer räumten die Weißpressungen nun aus dem Panzerschrank aus. Sie landeten dann bei emailgen AMIGA-Mitarbeitern, die sie dann über ebay später und die Plattensammler verkauften.
    Von Elvis gibt es nur die eine AMIGA-LP „Elvis“. Sie ist keine offizielle Lizenzplatte, denn sie ist – wie auch auf dem Cover steht – als Kopie von RCA-Schallplatten hergestellt worden. Eine Lizenz konnte AMIGA in Westwährung nicht bezahlen. Bei der Harry-Belafonte-LP wurde ebenso verfahren.
    Die besagten anderen „AMIGA-LPs“ sind Rauppressungen aus Bulgarien.Die Witwe von Bob Marley hatte eine DDR-Lizensierung abgelehnt, weil sie nicht in ein kommunistisches Land liefern wollte.

  15. adlerauge sagt:

    Ich habe eine und was ist sie nun so wert.

  16. Putzlowitsch sagt:

    Ich schätze so etwa 15 bis 20 Euro bestenfalls.

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