Das Ende der Heft-CD

CD-ROM SchnittstellenEs war Anfang/Mitte der 90er Jahre, die Softwarehersteller produzierten immer größere Programme. Reichten beispielsweis für MS-DOS noch zwei oder drei Disketten zur Installation aus, waren es bei Windows für Workgroups 3.11 bereits neun Disketten und SCO-UNIX kam auf knapp 60 Disketten daher. Besonders auch die Spiele wurden schnell größer, schicke Grafik und toller Sound benötigen natürlich viel Platz. Es mußte also ein Datenträger her, der große Datenmengen zu einem günstigen Preis zum Käufer transportieren konnte und so trat die CD-ROM ihren Siegeszug an.

Plötzlich waren CD-ROM-Laufwerke auch für den Heimgebrauch bezahlbar (1993: Mitsumi LU005S 375,- DM), allerdings gabe es noch keinen Standard für den Anschluß. Einfach ein Laufwerk kaufen, einbauen und anschließen wie heute ging damals nicht. Normalerweise bekam man eine passende Interfacekarte zum Laufwerk dazu, bis dann die Soundkarten-Hersteller die Idee hatten, CD-ROM-Schnittstellen auf ihren Karten unterzubringen. Meist waren es sogar bis zu drei (Creative/Panasonic, Sony und Mitsumi) und man mußte per Jumper den richtigen Anschluß konfigurieren.

Heft-CDSchließlich kamen auch Zeitschriftenverlage auf die Idee, ihren Heften CDs beizulegen. Zunächts gabe es CDs nur in entsprechend teuren Sonderausgaben, dann aber auch in den regulären Auflagen, anfangs nur quartalsweise, dann in jedem Heft. Aber auch das war irgendwann nicht mehr genug, so mußten es dann zwei oder drei CDs je Ausgabe sein.

Mit der DVD entspannte sich die Lage etwas, aus den vier bis fünf Heft-CDs wurde eine Heft-DVD. Ich weiß allerdings nicht, wie es derzeit auf dem PC-Zeitschriftenmarkt aussieht, vielleicht sind wir ja nun bereits bei drei oder vier Heft-DVDs angekommen.

So war ich vor etwa einem Jahr etwas überrascht, als in der KEYBOARDS 4/07 die Heft-CD abgekündigt wurde. Oder besser gesagt, es wurd der umfangreiche Ausbau des Online-Angebots angekündigt, alles was es bisher auf der CD gab, sollte es nun auf der Keyboards-Webseite geben geben. Um diese Sachen an den Kauf des Heftes zu koppeln, gibt es in jeder Ausgabe einen sich ändernden Zugangscode.

„Dass dabei das eigentlich schon veraltete Medium „CD“ entfällt, dürfte nachvollziehbar sein. Da investieren wir doch lieber in einen konsequenten Ausbau unseres neuen Online-Angebotes.“

war im Editorial zu lesen.

Unter der Woche gab es nun auch die erste CD-lose Ausgabe der Sound&Recording, angekündigt wurde das bereits im letzten Heft 08/08:

„Die vorliegende Ausgabe beinhaltet zum letzten mal eine CD bzw. DVD. Alle Inhalte, die Sie von uns gewohnt sind, werden in Zukunft ausschließlich online zur Verfügung stehen. Dies ist nicht nur zeitgemäß und Umwelt schonend, sondern gleichermaßen für Sie deutlich flexibler und einfacher bei der Suche nach bestimmten Inhalten.“

Dem kann ich nur zustimmen, vermißt habe ich die CD/DVD nicht. Mal ehrlich, bei wem haben alle, oder wenigstens die meisten Heft-CDs den Weg in das Laufwerk gefunden? Wenn ich auf die letzen 10 Jahre zurückblicke, waren es bei mir bestenfalls 10 oder 15. Ein ganzer Packset-L-Karton steht mit hunderten, original eingetüteten Heft-CDs bei mir im Regal. Die werde ich auch nie wieder anfassen, höchstens um sie zu entsorgen.

Insofern will ich mal hoffen, daß diese beiden Beispiele vielleicht einen neuen Trend zur CD/DVD-losen Zeitschrift aufzeigen, sinnvoll wäre es bestimmt.

mc-PaperdiskKennt eigentlich noch jemand die mc-PaperDisk? Beeindruckend 100kB Daten waren da direkt im Heft tatsächlich abgedruckt, zum selber einscannen und umwandeln. Den benötigten Handscanner gab es 1992 ab etwa 400,- DM (Logitech Scanman, 400 dpi, 32 Graustufen). Ein ausgewachsener Farb-Flachbettscanner (HP ScanJet IIc) kostete damals schlappe 5400,- DM. Das waren noch Zeiten…

2 Reaktionen zu “Das Ende der Heft-CD”

  1. romanmoeller sagt:

    Zumindest bevor ich Internet hatte, habe ich mir Computer-Zeitschriften hauptsächlich wegen der Heft-CD gekauft und nicht wegen dem Inhalt. Seit ich Internet habe, kaufe ich gar keine Heft-CD’s mehr.

    Die Paperdisks kenne ich nicht mehr – aber das muß in etwa so sein, als wenn man einer PC-Zeitschrift eine Lochkarte beilegt! :D

  2. sagt:

    Das gelbe Dingens da, kenne ich so nun nicht. Kann gut sein, daß mir das mal über den Weg gelaufen ist, aber kleben ist da nix geblieben. Jaja, Herr Putzlowitsch, und früher hat Opera auch auf eine Diskette gepaßt. Der war aber gruselig damals, heute ist das ja ein schicker und schneller Flitzer, mit Postfach an Bord, nur kannpe 9 MByte.
    Und ganz ganz früher, gab es hin und wieder mit der Zeitschrift so ganz dünne Playtikschallplatten.

    Aber der Hauptgrund dürfte der Kostenfaktor sein, es ist ja nicht damit getan, daß einer ein Master zusammenstellt. Sollen der Umwelt zuliebe, wenn es ihnen wirklich darum geht und alles zeitgemäß sein soll – eine Online-Ausgabe machen, pdf-Datei bereitstellen, kann jeder machen wie er will. ;-)

    Einen schönen Sonntag nach Schwerin. Gruß rü

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